Ortschaften
Der Flecken Bovenden ist im Zuge der Gemeinde- und Gebietsreform in Niedersachsen 1973 aus ehemals neun selbstständigen Gemeinden hervorgegangen und besteht heute als Einheitsgemeinde mit acht Ortschaften, die Ihnen auf den folgenden Seiten vorgestellt werden.
Die Ortschaft Billingshausen erstreckt sich auf beiden Seiten des Rodebaches und wird begrenzt von den Höhenzügen des Nörtener Waldes, der Lippberge und des Pleßforstes.
Urkundlich wird Billingshausen erstmals 1262 erwähnt; spätestens seit 1305 wird zwischen Ober- und Unterbillingshausen unterschieden.
Oberbillingshausen gehörte zur Herrschaft Plesse, Unterbillingshausen befand sich in Hardenbergischem Besitz.
Erst durch die Gebietsreform 1973 wurden beide Ortsteile wieder vereint.
Bis 1540 war die Pfarrkirche in Unterbillingshausen auch zuständig für die plessischen Dörfer Oberbillingshausen, Spanbeck und Holzerode.
Nach Einführung der Reformation in der Herrschaft Plesse wurde diese Verbindung jedoch gelöst.
Seitdem machen beide Dörfer die konfessionellen Entwicklungen ihrer jeweiligen Herrschaften mit.
Noch heute sind die alteingesessenen Bewohner Oberbillingshausens evangelisch-reformiert, die Unterbillingshausens evangelisch-lutherisch.
Im Waldgebiet des Pleßforstes besteht ein ausgedehntes Wanderwegenetz.
Beliebte Wanderziele sind die frühgeschichtliche Wallanlage des Hünstollens mit seinem Aussichtsturm sowie die Burg Plesse.
Urkundlich erwähnt wird Bovenden erstmals im Jahre 949, doch der Name und Bodenfunde - vor allem der 1965 entdeckte Reihengräberfriedhof aus dem 7./8. Jahrhundert – deuten darauf hin, dass der Ort noch einige Jahrhunderte älter ist.
Seit dem Mittelalter ist der größte Teil Bovendens im Besitz der Edelherren von Plesse. Spätestens deren Rechtsnachfolger, die Landgrafen von Hessen-Kassel, verliehen diesem bedeutendsten Ort der Herrschaft Plesse um 1600 Markt- und Braurecht.
Das waren über den normalen dörflichen Rahmen hinausgehende Rechte, die für Bovenden den Status eines „Fleckens“ begründeten.
Die älteste erhaltene Urkunde der Landgrafen von Hessen-Kassel über das Marktrecht stammt aus dem Jahre 1765.
Um das Jahr 1660 wurde auch die Verwaltung der Herrschaft Plesse von der Burg Plesse in den Ort verlegt, und zwar zunächst in die Umgebung der heutigen Zehntenscheune, später dann in das 1777 errichtete Amtshaus, das spätere Forstamt.
Im 18. Jahrhundert erlebte Bovenden als Hauptort der hessischen Exklave im Gebiet der Welfen eine besondere Blütezeit.
Die Ortschaft Bovenden liegt mit ihrer bevorzugten Wohnlage nur 5 Kilometer nördlich der Universitäts- und Kongressstadt Göttingen im Leinetal, zwischen Osterberg und dem Keuperrücken der Lieth.
Das Ortszentrum liegt östlich der Bundesstraße 3. Hier befinden sich der Verwaltungssitz des Fleckens, Geschäfte, Büros und Arztpraxen sowie das Bürgerhaus mit der Gemeindebibliothek und geeigneten Räumlichkeiten für Konzerte, Theateraufführungen und festliche Veranstaltungen jeder Art.
Jährlich findet am kirchlichen Erntedanktag das traditionelle Erntedankfest mit Festumzug und Tanzveranstaltung statt.
Im Gebiet des Lohbergs gibt es ausgedehnte Wanderwege. Zahlreiche Ruhebänke laden zum Verweilen ein und bieten einen herrlichen Blick auf das Altdorf und das weite Leinetal.
Für sportliche Aktivitäten stehen ein Sportzentrum, Tennisplätze, eine Tennishalle, ein Kegelsportzentrum und ein Turnierplatz mit Reithalle zur Verfügung.
Für die Wirtschaft ist ein großzügig ausgebautes Gewerbegebiet ebenso interessant wie der verkehrstechnisch günstige Anschluss Bovendens an das Straßen- und Schienennetz:
nahe gelegene Autobahnanschlüsse, Bundesstraße 3 und Bahnanschluss in Göttingen (ICE-Netz) oder Northeim bzw. Nörten-Hardenberg.
In die Mulde zwischen dem Burgberg Plesse, dem Ibenberg und dem Hainberg schmiegt sich die Ortschaft Eddigehausen. Ihre erste gesicherte Erwähnung stammt aus dem Jahre 1192. Im Dorf selbst lag der Wirtschaftshof der Burg Plesse, aus dem später eine Domäne entstand, deren Gebäudekomplex noch heute das alte Dorf beherrscht.
Aus den Erträgen der Domäne wurde seit 1624 jährlich ein Quantum Korn an die Armen des Dorfes verteilt; die Landgräfin Juliane begründete diese Stiftung zur Erinnerung an einen glücklich überstandenen Reiseunfall auf dem Weg von der Burg zum Dorf.
Diese Zahlungen wurden übrigens noch bis zur Währungsreform im Jahre 1948 geleistet. Domäne und Kirche in Eddigehausen waren möglicherweise durch einen unterirdischen Gang mit der Burg Plesse verbunden.
Zu Eddigehausen gehört auch die Quelle Mariaspring. Sie speist das Rauschenwasser, das einst bis zu neun verschiedene Mühlen auf seinem kurzen Lauf antrieb.
Überregionale Berühmtheit erlangte die Quelle in der Zeit zwischen dem Ende des 18. Jahrhunderts und dem Ersten Weltkrieg, als hier auf dem Gelände der Hasenbalschen Papiermühle ein Ausflugslokal entstand: das „Tanz- und Studentenparadies Mariaspring“.
Der Eibenwald am Südwesthang des Hainbergs ist der größte zusammenhängende Eibenbestand in der Bundesrepublik. Er ist vom Dorf aus bequem zu erreichen.
Vom Parkplatz der Burg aus führen gut begehbare Wanderwege durch das ausgedehnte Waldgebiet. So sind z.B. der FriedWald und der Pfad der Menschenrechte (Amnesty International) von hier aus gut zu erwandern.
Empfehlenswert ist auch der „Bielstein-Rundwanderweg“, der von Mariaspring aus durch einen zerklüfteten Taleinschnitt zu den großen Sandsteinfelsen des Bielsteins führt.
Im äußersten Westen des Gemeindegebietes, oberhalb des südlichen Uferhanges der Harste, liegt Emmenhausen, die kleinste Ortschaft des Flecken Bovenden.
Dieses Dorf wird im Jahre 1093 erstmals urkundlich erwähnt.
Seit dem 14. Jahrhundert gehörte der gesamte Grundbesitz dem Kloster Lippoldsberg an der Weser, nach der Reformation gelangte er in den Besitz der Welfen.
Am Emmenhäuser Thie sind noch die Überreste der einstmals stärksten Linde im Gebiet des Flecken Bovenden zu bewundern.
Einige aus der Umgebung stammende alte Fachwerkhäuser sind im Ort wiederaufgebaut worden - ein dankenswertes Zeichen für die besonderen Bemühungen um die Erhaltung alter Bausubstanz.
Harste wird erstmals 952 urkundlich erwähnt, der Name und Bodenfunde deuten allerdings auf eine wesentlich ältere Siedlung hin.
Das Dorf liegt in dem vom Harstebach durchflossenen Teil des Leinegrabens, der vom Leinetal durch den Keuperrücken der Lieth getrennt wird.
Die Wasserburg am Nordwestrand des Dorfes war seit dem Ende des 13. Jahrhunderts Verwaltungszentrum des welfischen Besitzes.
Um 1570 wurde die Burg durch ein repräsentatives Schloss ersetzt, das 1727 abbrannte.
Das an dieser Stelle errichtete Amtshaus bildet heute zusammen mit den Wirtschaftgebäuden der ehemaligen Domäne eine eindrucksvolle Gruppierung.
Zu dem 1823 aufgelösten Amt Harste gehörten damals u.a. auch die heutigen Bovender Ortschaften Lenglern und Emmenhausen.
Die 1986 fertig gestellte Ortsumgehung entlastet jetzt den historischen Ortskern, so dass mit Maßnahmen zur Neugestaltung der ehemaligen Ortsdurchfahrt und des im Dorfmittelpunkt gelegenen historischen Thieplatzes begonnen werden konnte.
In der Harster Feldmark befindet sich das Vau-Holz, ein Feuchtbiotop mit seltenen Wildgräsern.
Lenglern wird 966 erstmals urkundlich erwähnt, doch weisen auch hier, wie in anderen Ortschaften des Flecken Bovenden, der Name und Bodenfunde auf eine wesentlich ältere Siedlung hin.
Das Dorf liegt im westlichen Teil des Leinegrabens und wird vom Leinetal durch den Höhenrücken der Lieth getrennt.
Eine wesentliche Veränderung des ausschließlich von der Landwirtschaft geprägten Ortes begann 1910 mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Göttingen nach Bodenfelde, 1934 wurde im Nordosten des Dorfes eine Munitionsanstalt gebaut, 1939 begann die Ausbeutung der Eisenerzgrube Marie-Caroline.
Nach Schließung des Betriebes 1961 wurde das Gelände rekultiviert.
Heute ist Lenglern mit über 2.000 Einwohnern nach Bovenden die zweitgrößte Ortschaft des Fleckens.
Infolge der Erschließung neuer Wohngebiete und des Baus der Kommunalen Entlastungsstraße gehört sie neben Bovenden und Eddigehausen zu den Ortschaften, die ihr Ortsbild in jüngster Zeit am stärksten gewandelt haben.
Urkundlich wird das Dorf erstmals 1229 als Reddingehusen erwähnt, die heutige Namensform ist seit dem 16. Jahrhundert belegt.
Am Rodebach zwischen Nörtener Wald und Pleßforst gelegen, erhielt dieses kleinste Dorf der Herrschaft Plesse erst 1695 eine eigene Kirche.
Ortsbild und Bevölkerungsstruktur wurden durch den 1915 begonnenen Kalibergbau in entscheidender Weise geprägt, dazu gehörte auch die Erschließung neuer Wohngebiete. Besonders nachteilig war der Bergbau für den Ort jedoch im zweiten Weltkrieg, als das Bergwerk Ziel eines Luftangriffs war, bei dem 18 Menschen ums Leben kamen.
Die nach der Stilllegung des Bergwerkes 1969 rekultivierte Abraumhalde ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet und ein hervorragender Aussichtspunkt in das obere Rodetal.
Ein besonderer Anziehungspunkt des Dorfes ist das am Waldrand gelegene beheizte Ratsburgbad mit seinen großzügigen Anlagen.
Wanderwege durch den Pleßforst führen zu den eisenzeitlichen Wallanlagen Ratsburg und Wittenburg.
Das zwischen Nörtener Wald, Gillersheimer Forst und den Ausläufern der Lippberge gelegene, vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Dorf wurde 1284 erstmals urkundlich erwähnt.
Eine im Nordosten der Gemarkung liegende um Mittelalter aufgegebene Siedlung mit dem Namen Aspe war bereits im Jahre 1055 genannt.
Nach Einführung der Reformation in der Herrschaft Plesse wurde die alte Ortskirche 1540 Pfarrkirche auch für die plessischen Dörfer Holzerode und Oberbillingshausen.
Von dem 1540 entstandenen Kirchenneubau ist heute nur noch der durch seine massive Bauweise beeindruckende Turm erhalten.